Andrea Gorsewski
Andrea Gorsewski

ALB BOTE - SABINE HERDER, 22.05.2013 

OFFENHAUSEN

Kupferstich und Speckstein

Acht Künstler fanden sich über Pfingsten beim Gestütsmuseum Offenhausen zusammen: Im Klosterhof malten und bildhauerten sie Seite an Seite. Das offene Atelier lud Gäste zum Zuschauen und Dabeisein ein.

 

"An der Quelle: Überfluss schöpferisch weiterreichen" - so lautete das ebenso ansprechende wie treffende Motto, unter dem der Museumsverein Klosterkirche Offenhausen über Pfingsten sein erstes Kunstsymposium veranstaltete und zugleich den Auftakt in die Saison gab. Als erste Veranstaltung des Jahres lud das Kunstsymposium interessierte Gäste zu einem ganz besonderen und abwechslungsreichen Museumsbesuch ein.

Dafür hatte sich der Klosterhof über Pfingsten in eine kleine Zeltstadt verwandelt. Unter den Dächern der Zeltpavillons werkelten von Samstag bis Montag acht Künstler, die der Bildhauer Wolfgang Schaller aus Dietenheim zur Teilnahme am Symposium gewinnen konnte. Malerei, Bildhauerei, Druck und Gravur kamen vor den alten Mauern des Gestütsmuseums zusammen und bildeten dort ein Forum künstlerischen Schaffens, bei dem die Künstler ihre Erfahrungen austauschen und Besucher ihnen über die Schulter schauen konnten. Eine facettenreiche Ausstellung mit Werken der teilnehmenden Künstler in der Klosterkirche begleitete das Symposium.

Auch wenn das Wetter nicht so richtig mitspielte und sich am Sonntag und Montag regnerisch und kühl zeigte, fand die Veranstaltung des Museumsvereins Klosterkirche Offenhausen doch reges Interesse. Besucher ließen sich auch im sonntäglichen Nieselregen dazu inspirieren, unter den schützenden Pavillondächern den Künstlern bei ihrer schöpferischen Arbeit auf die Finger zu sehen. Farbenfrohe Acryl-Bilder und grafisch orientierte Gemälde auf der einen Seite, spannende Skulpturen und feine Gravurwerke auf der anderen Seite bildeten einen weiten Bogen künstlerischen Schaffens, der sowohl die Künstler als auch die Besucher begeisterte.

Letzteren bot sich im Klosterhof die seltene Chance, bei der Entstehung eines Kunstwerks dabei zu sein und Einblicke in die vielfältigen Techniken zu gewinnen: Gerhard Ruppert zeigte Gravur und Kupferstich, daneben arbeitete Wolfgang Schaller aus einem Holzblock eine seiner spannungsreichen Figuren heraus. Andrea Gorsewski, ebenfalls Bildhauerin, hatte Speckstein in Arbeit und schuf daraus eine schwungvolle, organische Plastik.

Im Bereich Malerei entstanden großformatige, leichte und farbenfrohe Blumenbilder von Karin Binder, während Claudia Bengelmann ihre Leinwand in tiefblaue Kraterseen verwandelte. Farblich reduziert dagegen die Werke von Kommunikationsdesigner Norbert Riggenmann: seine schwarz, weiß und grau gehaltenen Bilder sind eher graphisch orientiert. Monika Böhme-Gillich wiederum mischt Farbe mit Leidenschaft und lässt leuchtend bunte Porträts entstehen. Gäste und Besucher im Klosterhof zeigten sich selbst am nasskalten Sonntagnachmittag vielfach interessiert. Sie besuchten die "open-air-Ateliers" der Künstler, bewunderten deren Arbeiten, stellten viele Fragen und sahen sich anschließend auch die gemeinschaftliche Ausstellung der Künstler in der Klosterkirche an. Zum Abschluss konnte man sich am Stand des Museumsvereins mit Kaffee, Kuchen, Wurst und Crêpes stärken oder noch durch den schönen Klostergarten spazieren. Neben Führungen durch das Gestütsmuseum hatte der Museumsverein am Sonntag auch dort eine Führung organisiert, und viele Besucher folgten den fachkundigen botanischen Ausführungen von Förster Robert Greiner.

Info Die Arbeiten und Werke der Symposiumsteilnehmer sind bis zum 5. Juli im Gestütsmuseum ausgestellt. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr, Samstag 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr, Sonn- und Feiertage 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr.

 

Reutlinger Generalanzeiger - GABRIELE LEIPPERT, 22.05.2013

KUNSTSYMPOSIUM - Acht Künstler verwandeln die Klosterkirche Offenhausen für drei Tage in ein offenes Atelier

Gespräche unter Gleichgesinnten

GOMADINGEN-OFFENHAUSEN. Symposion: Der Begriff stamme aus dem Altgriechischen und bedeute eigentlich »gemeinsames, geselliges Essen und Trinken«, feixte Norbert Riggenmann, als er den Veranstaltern des ersten Kunst-Symposiums im Klosterhof vor dem Gestütsmuseum in Offenhausen im Namen aller acht Künstler für die Möglichkeit der Präsentation ihrer Werke dankte. Während für die Griechen der Antike die Geselligkeit bei einem Symposium im Vordergrund stand, bezeichnet der Begriff für die Kunstschaffenden einen offenen Meinungsaustausch. Man könne sich gegenseitig kennenlernen und etwas von den anderen mitnehmen, so Riggenmann.

»Für mich sind diese Tage ein Geschenk«, bekannte der studierte Kommunikationsdesigner und freischaffende Künstler, weil er hier die Gelegenheit bekomme, sich in alle Ruhe nur seinen Werken zu widmen, ohne pausenlos vom Telefon gestört zu werden.

Sehen, wie Kunstwerke entstehen

Harald Lorenz vom Museumsverein Klosterkirche Offenhausen bedankte sich bei Wolfgang Schaller, der die »Künstlertruppe« zusammengebracht hatte. Einige der Künstler hätten hier schon ausgestellt, andere seien zum ersten Mal hier. »Das ist sogar ein internationales Symposium«, gratulierte Bürgermeister Klemens Betz schmunzelnd, denn schließlich sei Andrea Gorsewski gebürtige Schweizerin.

Alle teilnehmenden Künstler seien Freunde und Bekannte von ihm, sagte Schaller, der vor zwei Jahren Pferdeplastiken in der Klosterkirche ausgestellt hatte. »Da kam mir die Idee zum Symposium, weil dieser Platz vor der Kirche dafür einfach optimal ist.« Diese Art Treffen hätte er während seines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart kennengelernt, erklärte Schaller, dass die Zusammenkunft in Offenhausen bereits sein fünftes Symposium sei. »Es ist einfach toll, sich mit anderen Künstlern auszutauschen, mit Besuchern ins Gespräch zu kommen und denen zu zeigen, wie man arbeitet und wie ein Kunstwerk entsteht.«

Ausstellung bis Juli

Die Gäste nutzten allesamt die Gelegenheit, den Kunstschaffenden genau auf die Finger zu sehen. Egal ob Karin Binder extra große Blüten zeichnete, Riggenmann seiner japanisch beeinflussten Zen-Kalligrafie mit einem großen Pinsel die Richtung wies, Monika Böhme- Gillich aus schemenhaften Grundierungen Gesichter und Körper entwickelte, Andrea Gorsewski aus Specksteinen abstrakte Formen schliff, Hans Madlinger mit einem Schlagbohrer geometrische und zeitgenössische Konturen aus Steinen aushöhlte, Gerhard Ruppert filigrane Zeichnungen in Kupfer gravierte oder Wolfgang Schaller seine Tonskizzen in hölzerne Skulpturen umarbeitete: Die Besucher waren hautnah dabei.

»Sie tragen ganz schön dick auf«, schmunzelte etwa der Gomadinger Heinz Besch, als er genau beobachtete, wie Claudia Bengelmann ihren Acrylbildern mit Kaffee und einem speziellen Binder besondere Strukturen verpasste. Im Rahmenprogramm bot der ehemalige Marbacher Landoberstallmeister Dr. Helmut Gebhardt Führungen durch das Gestütsmuseum an, der Gomadinger Förster Robert Greiner erklärte den Klostergarten. Bürgermeistergattin Gaby Betz zeigte das Museum aus Kindersicht. Für Bewirtung sorgten die Mitglieder des Museumsvereins. Die Ergebnisse des Symposiums sowie die begleitende Ausstellung in der Klosterkirche sind bis zum 5. Juli zu sehen. (GEA)

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