Andrea Gorsewski
Andrea Gorsewski

Südwest Presse - OTFRIED KÄPPELER ,  24.09.2014

ULM

 

Jenseits der Provokation: "Nackt und bloß"-Ausstellung in Künstlergilde Ulm

Die Vorgabe "Nackt und bloß" ist bei einer Themenausstellung schon für sich alleine eine reizvolle Aufgabe. Zudem wurde in der Themenausstellung der Künstlergilde auch der Kunstpreis vergeben.

 

Foto: Otfried Käppeler

 

Die beiden Preisträgerinnen der Künstlergilde 2014: Andrea Gorsewski (links) und Regina Wieser. Davor mit feinem Kupferdraht die preisgekrönte Plastik "Bloße Assoziation" von Andrea Gorsewski. 

 

Einen Skandal wird die diesjährige Themenausstellung in der Künstlergilde Ulm trotz der Motiv-Vorgabe "Nackt und bloß" sicherlich nicht auslösen. Die von einer Jury ausgewählten Werke liegen, was das Provokationspotenzial Nacktheit oder gar Pornografie angeht, bis auf eine Ausnahme, die wiederum eher albern ist, weit unter allem Anzüglichen oder Provokanten. Dafür kann man derzeit in der Gilde erkunden, wie offen man so ein Thema auffassen kann.

Den ausgelobten Kunstpreis erhielten Regina Wieser aus Horgau und die in Neu-Ulm lebende Schweizerin Andrea Gorsewski. Zwei Künstlerinnen, die das Thema sehr unterschiedlich umgesetzt haben. Die Preisträgerinnen bekommen jeweils eine Einzelausstellung in den Räumen der Künstlergilde.

"Bloße Assoziation" nennt Andrea Gorsewski ihre Plastik, die mit zwei oxidierten Kupferdrähten zartlinig die Körperform einer Frau von den Hüften bis zur Brust formen. Das sind einfache Mittel und Formen, die beim Umgehen des Objekts sich verändern und dabei ein weites assoziatives Feld anbieten.

Regina Wieser geht das Thema ganz anders und originell an. Das Foto eines Frauenbeines ist auf einen Bildträger aufgebracht, der wiederum mit einem Nylonstrumpf überzogen ist.

Was sich recht simpel anhört, ist tatsächlich eine diffizile Komposition, da es die Künstlerin versteht, mit dem gespannten Strumpf die verschiedensten zeichnerisch anmutenden Strukturen zu erzeugen. So wird aus einer Laufmasche, der Strumpf-Katastrophe schlechthin, ein erstaunliches formalästhetisches Gebilde. Der ironische Gehalt von Nylonstrümpfen mit Laufmaschen an einem Frauenbein ist selbstredend.

Die in Bayern und Baden-Württemberg ausgeschriebene Ausstellung zeigt neben den Preisträgerinnen noch einige Ansätze, wie man das kunsthistorisch als Akt festgeschriebene Thema bearbeiten kann. Markus Fenkl aus Neu-Ulm hat geschwungene Strukturen von Felsen aufgenommen, die trotz aller Abstraktion an Körperformen erinnern, Burkhart Tümmers aus Ulm zeigt in einer Karikatur wie man sich "Putin - bloßgestellt" vorstellen kann, und Bettina Reisky aus München gelingt es allein mit einem aufgeklappten und malerisch bearbeiteten Karton eine Körperassoziation zu erzeugen.

Info 
Die Themenausstellung "Nackt und bloß" ist in den Räumen der Ulmer Künstlergilde (Donaustraße 5) bis 5. Oktober zu sehen: Donnerstag und Freitag 14-18 Uhr, Samstag und Sonntag 11-16 Uhr.

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© Andrea Gorsewski