Andrea Gorsewski
Andrea Gorsewski

Augsburger Allgemeine, 6.Mai 2014, Florian L. Arnold

(Der Text zur Ausstellung ist ganz am Ende des Artikels)

 

ULM

Reine Kopfsache

Die berühmten Figuren von Horst Antes sind derzeit in der Galerie am Saumarkt zu Gast. Nicht die einzige interessante Ausstellung.

 

In der Galerie am Saumarkt ist der Klassiker der neuen Figuration zu Gast: Horst Antes. Die jüngere Künstlergeneration hat ihre Auftritte in der Kunstzone und in der Sebastianskapelle – wo das Nachspüren von universellen Klängen und Formen stattfindet. Zurück auf der Erde landet man in der Galerie Cuenca, wo Fotografien aus Südamerika zu sehen sind.

 

Galerie am Saumarkt: Horst Antes kennt man als den Künstler mit den gewitzten Kopffüßlern. Legendär seine großnasigen, auf Gemälden, Zeichnungen, in Druckgrafiken und auch als Plastik und Skulptur durchdeklinierten Männerschädel, die in jeder denkbaren Ausdrucksweise funktionieren: eine Marke, die Antes seit 1962 zu einem erfolgreichen Imperium formte, das unzählbare Nachahmer auf den Plan rief. Und doch hat keiner je die Eleganz des Originals einholen können. Die Prägnanz weniger Linien, die ein Portrait erschaffen. Die surreale, zugleich gern die Randbereiche der konkreten Kunst kratzende Behandlung der Bildhintergründe. Der Kopf als „Branding“ und als Experimentierfeld, das bei aller Wiedererkennbarkeit erstaunlich viele Variationen zulässt. Es gibt allerdings auch einen anderen Antes in der „Galerie am Saumarkt“ zu entdecken: etwa den Erschaffer surreal wirkender Landschaften und Gebäude, die sich zu geometrischen Formen verdichten. Es gibt Monotypie und Collage, eine Linienzeichnung auf Plexiglas und ein mehrteilige Reihenbild. Alles überzeugt: gerade dort, wo der inzwischen 78-jährige Mitbegründer einer neuen figurativen Malerei mit unbeschwerter Heiterkeit spielt und sich selbst, durchaus mit einem Funken Ironie, zitiert. (bis 17. Mai; Mittwoch bis Samstag, 13-18 Uhr)

Sebastianskapelle: Wer die Ausstellung des Münchner Bildhauers Florian Ecker in der Sebastianskapelle betrachtet, hat ein dickes (intellektuell unterfüttertes) Brett zu bohren – allerdings ein überaus lohnenswertes. Eine achtteilige Serie von polierten Graniten diente dem Bildhauer als Vorlage für ebenso viele Drucke. Die geometrischen Motive, die an Stadtsilhouetten oder frei formulierte Muster erinnern, sind tatsächlich künstlerische Aufarbeitungen von NASA-Aufzeichnungen über die Lichtstärke der Sonne. Ecker arbeitete sich durch rund 300 Seiten dieser Sonnendaten und extrahierte diese Graphen in Kunst. Das Arrangement der schwarzen Druckvorlagen und der weißen Drucke spielt mit dem Positiv-Negativ-Effekt des Lichts: Die schwarzen Platten erscheinen bei entsprechendem Lichteinfall fast weiß, die eingeritzten Linien dunkel. Unter dem Dach der Kapelle wartet eine Klanginstallation: Ein Plattenspieler nimmt mit seiner Saphirnadel die im Granit gebundenen Klänge der Schöpfung ab. (bis 25. Mai, Freitags 17-19 Uhr, Samstag/Sonntag 11-14 Uhr)

Galerie Cuenca: Menschentrauben in bunten Märkten, die felsigen Badeplätzen der Altiplano-Schlucht, ewiger Schnee oder immergrünes Schatten-Panorama: Zwei Wochen war die in Ulm geborene Katrin Bader in Bolivien auf dem Mountain-Bike unterwegs. Die organisierte Gruppenreise mit Gepäcktransport ließ der Wahl-Münchnerin und Touristik-Kauffrau viel Raum für ihr engagiertes Hobby im südamerikanischen Binnenstaat. Ihre digitalen Schnappschüsse aus dem ärmsten Land Lateinamerikas, die nun in der neuen „Cuenca“ in der Kohlgasse zu sehen sind, wecken im verdinglichten Stillleben gleichermaßen Betroffenheit, Teilhabe und Debatten: Basals-Boote auf dem Titicaca-See, die die Hochland-Indios immer noch aus Schilfrohr fertigen. Ein Monteur im Kabelgewirr bei Wartungsarbeiten in schwindelerregender Höh. Oder Holzkreuze aus dem südlichen Tal der Todesstraße, der 70 Kilometer langen „Camino de la muerte“. Eine kleine, aber hochkarätige Foto-Dokumentation aus dem Inka-Land. (bis 29. Mai, Dienstag/Donnerstags 16-19, Samstag 11-14 Uhr)

Kunstzone: Geometrische Abstraktion und Naturzeichnung zeigt die Kunstzone in der Pfuhler Adlerstraße. Andrea Gorsewski reduziert Körper auf gegenläufig verlaufende, um neunzig Grad zueinander gedrehte halbkreisförmige Formen. Diese setzt sie in Gips, Papier, Marmor und Messing um. Die zartesten Gebilde sind schwebend arrangiert und lassen sich somit allseitig betrachten; andere Gebilde sind auf sperrigen Stelen arrangiert. Leider bringen bunte Filzunterleger unter den Objekten oder wuchtige Präsentationsstelen eine Schwere hinzu, die der Leichtigkeit der Objekte selbst zuwider läuft. Heide Weyhe zeigt in großformatigen Zeichnungen von Bäumen, dass sie das gegenständliche Zeichnen traumwandlerisch beherrscht, zeigt sie. Die Bäume (größtenteils realen Arrangements auf der Schwäbischen Alb folgend) erinnern bisweilen an Menschenkörper. Absichtlich ist jeder landschaftliche Kontext weggelassen um die Konzentration auf den Baum an sich zu lenken. (bis 17. Mai, Dienstag 18-21, Samstag 10-16 Uhr) (flx/roma)

 

Südwest Presse - KÄL, 22.04.2014

Handwerklich angelegt

Geometrische Abstraktionen in Stein, Gips, Messing und Papier von Andrea Gorsewski und naturnahe Zeichnungen von Heide Weyhe zeigt die Kunstzone Pfuhl. Andrea Gorsewski bevorzugt die geometrische Komposition für ihre Plastiken.

 

Geometrische Abstraktionen in Stein, Gips, Messing und Papier von Andrea Gorsewski und naturnahe Zeichnungen von Heide Weyhe zeigt die Kunstzone Pfuhl. Andrea Gorsewski bevorzugt die geometrische Komposition für ihre Plastiken. Die reduzierteste Form sind Körper mit zwei gegenläufigen, um neunzig Grad verdrehten, etwa halbkreisförmigen Kantenverläufen (Oloid). Trotz der Kombination von harter Kante und gerundetem Körper wirken die Kompositionen sehr harmonisch. Bäume zeichnet Heide Weyhe mit Bleistift - Sellerie, Kohl oder Schlehen mit Buntstift. Das konkrete Umfeld findet keine Beachtung, die Formen folgen dem Abbild. So folgen beide Künstlerinnen dem handwerklich angelegten Ausdruck (bis 17. Mai, Di 18-21, Sa 10-16 Uhr).

Augsburger Allgemeine - 22.04.2014

Neue Ausstellung in der Kunstzone

In der Pfuhler Kunstzone (Adlerstraße 6) ist noch bis zum Samstag, 17. Mai 2014, die Ausstellung „Strich-Stein“ zu sehen. Gezeigt werden Zeichnungen von Heide Weyhe und Objekte von Andrea Gorsewski. Auf Heide Weyhes Bildern sind vorwiegend etwas skurrile Bäume und Pflanzen zu sehen, die sehr filigran dargestellt sind. Dagegen zeigt Andrea Gorsewski klare Objekte aus verschiedenen Materialien wie Marmor, Gips, Messingblech oder Papier. Die Ausstellung ist immer dienstags von 18 bis 21 und samstags von 10 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet (Telefon 0731/2630058). 
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